Griechenland

Auf dem Weg zu einem inklusiven deutsch-griechischen Jugendaustausch

VISION:INCLUSiON auf dem Fachtag Inklusion

Inklusive Projekte gibt es im deutsch-griechischen Jugendaustausch schon länger. Die Teamerinnen und Teamer dieser Projekte waren schon frühzeitig in die Aktivitäten des IJAB-Projektes VISION:INKLUSiON eingebunden, denn die Erfahrungswerte und der Austausch sind für beide Seiten wertvoll. Der Fachtag „Inklusion im deutsch-griechischen Jugendaustausch“ im November 2017 widmete sich diesem Thema genauer. Was sich im deutsch-griechischen inklusiv tut und wie dies in das international ausgerichtete Projekt VISION:INCLUSiON übergeht, lesen Sie hier.

13.08.2018 / Ulrike Werner

Ulrike Werner ist Referentin für Qualifizierung und Weiterentwicklung der Internationalen Jugendarbeit bei IJAB und koordiniert das Projekt VISION:INKLUSiON.

Ein heimliches Highlight der Auftakttagung des Projekts VISION:INKLUSiON im Jahr 2015 waren die griechischen Tänze, die am zweiten Tag zum Wachwerden beitrugen - kompetent angeleitet von Helena Katsiavara. Bezeichnend für die enge inhaltliche und personelle Verbindung, die schon seit einiger Zeit zwischen dem Inklusions-Projekt und dem deutsch-griechischen Jugendaustausch besteht.

Dass in der deutsch-griechischen Zusammenarbeit seit Jahren beeindruckende inklusive Projekte umgesetzt werden, zeigen u.a. die Aktivitäten von Perpato wie das Projekt „Die Maske“ oder das Good-Practice-Beispiel der Wilden Rose in der Inklusionsstrategie-Broschüre von VISION:INKLUSiON. Durch die Zusammenarbeit der beiden Bereiche sollen diese Erfahrungen auch außerhalb des deutsch-griechischen Kontextes verbreitet werden und die gesamte Internationale Jugendarbeit davon profitieren können. Gleichzeitig erhält der deutsch-griechische Austausch neue Impulse, um sich inklusiv weiterzuentwickeln.

Gesellschaftliche Teilhabe für Alle

Alle haben ein Recht auf gesellschaftliche Teilhabe und Bildung. Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigung sollen daher gleichermaßen an internationalen Projekten und Austauschen teilnehmen können. Da sowohl für die Träger der Jugendarbeit als auch die betroffenen Jugendlichen aber immer noch viele Hürden bestehen, wurde von 2015 bis 2017 das Projekt VISION:INKLUSiON umgesetzt. Gemeinsam mit Trägern der Internationalen Jugendarbeit, Expert*innen und Betroffenen – viele davon aus dem deutsch-griechischen Bereich -  wurde eine Strategie entwickelt, die Organisationen einen praktischen Leitfaden für ihren Weg zur inklusiven internationalen Jugendarbeit eröffnet.

Im Projektverlauf wurde schnell deutlich, dass es nicht „die eine“ Inklusionsstrategie für die gesamte Internationale Jugendarbeit mit ihren unterschiedlichen Rahmenbedingungen, Formaten und inhaltlichen Schwerpunkten geben kann. Die Broschüre zeigt daher, wie Träger und Netzwerke mithilfe eines vorgeschlagenen Prozesses sowie Leit- und Handlungszielen eine auf die individuelle Organisationsstruktur angepasste Strategie entwickeln können. Vorangestellt findet sich eine Zusammenstellung der wichtigsten menschenrechtlichen, jugendpolitischen und konzeptionellen Grundlagen, auf denen eine inklusive Internationale Jugendarbeit beruht. Im letzten Teil wird anhand von Beispielen aus verschiedenen Formaten beschrieben, warum sich eine Umsetzung der Strategie lohnt und was dabei wichtig ist.

Die Publikation ist auf Deutsch und auf Englisch erhältlich. Sie richtet sich in erster Linie an Fachkräfte und Träger der Kinder- und Jugendhilfe, Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Beeinträchtigungen sowie Träger der Behindertenhilfe, die an einer inklusiven Internationalen Jugendarbeit interessiert sind. Darüber hinaus enthält sie auch Fachimpulse für jugendpolitische Netzwerke, politisch Verantwortliche, Verwaltung, Ministerien und Förderinstitutionen.

VISION:INCLUSiON goes international

Die Inklusionsstrategie soll nun bis 2020 in einem internationalen Rahmen bekannt gemacht und weiterentwickelt werden. Dazu ist Anfang des Jahres „VISION:INCLUSiON“ gestartet. Die Schwerpunkte des neuen Projekts liegen in der Entwicklung von Qualifizierungskonzepten sowie der Unterstützung der internationalen Partnerschaftsarbeit: Wie kann die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen internationalen Partnern im Rahmen inklusiver Jugendprojekte unterstützt werden? Welche Tools können dabei helfen und Impulse geben?

Einfließen werden auch die Ergebnisse des Fachtags „Inklusion im deutsch-griechischen Jugendaustausch“ im November 2017 in Bayreuth. Im Workshop „Fachkräftequalifizierung für den inklusiven deutsch-griechischen Jugendaustausch“ wurden dort erste interessante Ansätze diskutiert und entwickelt. Dazu wurden in einem ersten Schritt Kenntnisse und Kompetenzen gesammelt, die notwendig sind, um ein internationales Projekt inklusiv zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Neben rechtlichen und fachlichen Kenntnissen, der Akquise von Fördermitteln sowie Methodenkenntnissen, wurden auch viele Aspekte genannt, die mit der persönlichen Haltung zu tun haben. Wichtig seien beispielsweise die Bereitschaft voneinander zu lernen, der Respekt gegenüber allen Jugendlichen, der Mut Fehler zu machen sowie das Delegieren können von Aufgaben. Außerdem sei es wichtig, die Bedeutung der Rolle als Teamer*in zu reflektieren und sich bewusst zu machen, dass man vielen der Teilnehmenden als Modell und Vorbild dient. Gerade vor diesem Hintergrund sei es entscheidend, dass die Teamer*innen die eigene Haltung zu Inklusion wahrnehmen sowie eigene Hemmungen und Bedenken abbauen.

Darauf aufbauend wurden Ziele identifiziert, die eine Fachkräftequalifizierung entsprechend verfolgen sollte. Ein grundlegendes Ziel ist die Verständigung über den Inklusionsbegriff, der die Basis für die weitere Arbeit bilden soll. Weitere Ziele sind die Sensibilisierung für aktuelle gesellschaftspolitische Hintergründe in den beteiligten Ländern, der Erwerb von Methodenkompetenz, der Aufbau von Kompetenzen für die Netzwerkarbeit sowie für den Umgang mit Krisensituationen.

Als notwendige Rahmenbedingung für eine solche Qualifizierung sollten die Teilnehmenden möglichst vielfältige Hintergründe aufweisen und selbst eine inklusive Gruppe darstellen. Außerdem wären verschiedene Module mit einem gemeinsamen Ergebnis und einem gemeinsamen Thema als Leitfaden hilfreich sowie die Ermöglichung von Hospitationen bzw. Praxiserfahrung. Positive, konstruktive Erfahrungen sollten ermöglicht werden.

Wichtige Elemente einer Qualifizierung sind demnach - neben Modulen zur Sensibilisierung und Rollenklärung - Einheiten zur Vermittlung von Wissen über die soziale und wirtschaftliche Situation von Jugendlichen mit und ohne Beeinträchtigungen sowie zu Kultur, Geschichte und (Sozial-)Politik in den beteiligten Ländern, in denen das Erkennen politischer Zusammenhänge geübt wird. Hilfreich sind außerdem Module zu barrierefreien interkulturellen Methoden und zu Möglichkeiten des (inklusiven) Erwerbs von Sprach- und Kommunikationskompetenzen, z.B. über Spiele und Methoden der Sprachanimation. In weiteren Einheiten sollte die Fähigkeit trainiert werden, mit Unterschieden umzugehen sowie mögliche Interessenskonflikte in der Gruppe zu bearbeiten.

Die Workshop-Ergebnisse sind sowohl ein Impuls für den deutsch-griechischen Jugendaustausch als auch für die weitere Arbeit im Inklusionsprojekt.

Deutsch-Griechisches Fachprogramm zu Inklusion

Der aktuellste Schritt auf dem gemeinsamen Weg zu einem inklusiven Arbeiten ist ein Fachprogramm von Hostelling International (HI) Greece und dem Deutschen Jugendherbergswerk in Kooperation mit IJAB, das Ende Juni 2018 der Frage nachgegangen ist, wie die konkreten Strukturen und aktuellen Rahmenbedingungen für inklusive (internationale) Jugendarbeit und Jugendmobilität in Griechenland aussehen und welche Perspektiven sich für die weitere deutsch-griechische Zusammenarbeit daraus ergeben.

Mitmachen

Es gibt viele Möglichkeiten, sich an VISION:INCLUSiON zu beteiligen und die Prozesse und Ergebnisse mitzubestimmen:
Vom 29. bis zum 30.11.2018 findet in Berlin die internationale Auftakttagung statt. Dort soll der aktuelle Diskurs zum Thema aus verschiedenen nationalen und internationalen Perspektiven beleuchtet werden. Außerdem startet die Arbeit an den verschiedenen Projektschwerpunkten. Es wird simultan Deutsch-Englisch und in Gebärdensprache gedolmetscht.

Bei der anschließenden internationalen Partnerbörse vom 30.11. bis zum 01.12. haben interessierte Fachkräfte und Träger dann die Gelegenheit, den Austausch zu intensivieren und Partnerorganisationen für eine inklusive Jugendbegegnung oder einen inklusiven Fachkräfteaustausch zu finden. Mit fachlicher Unterstützung durch ein internationales Team sollen dort möglichst konkrete Verabredungen zu gemeinsamen Austauschaktivitäten getroffen werden.

Außerhalb der zentralen Veranstaltungen in 2019 und 2020 findet die weitere fachliche Arbeit vor allem im Rahmen von internationalen Arbeitsgruppentreffen statt. Geplant sind  zwei Treffen pro Jahr.

Kontinuierliche Gelegenheiten der Vernetzung und Diskussion bestehen außerdem über die Facebook-Gruppe VISION:INCLUSiON sowie über die Projekt-Webseite mit der Möglichkeit, sich in ein virtuelles Netzwerk eintragen zu lassen.

Kontakt: vision-inclusion(at)ijab.de, www.vision-inclusion.de

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