Japan

Erfolgreicher Fachaustausch in Japan

Zusammenarbeit von schulischer und non-formaler Bildung war Thema

Vom 12. bis 26. Mai 2012 reisten sieben Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe in Begleitung von IJAB nach Japan, um gemeinsam mit japanischen Kolleginnen und Kollegen aktuelle Ansätze und Herausforderungen in der Zusammenarbeit von schulischer und non-formaler Bildung zu diskutieren.

04.06.2012 / Dorothea Wünsch

Vor dem Hintergrund der jugend- und bildungspolitischen Debatte über eine stärkere Kooperation, Koordination und Vernetzung zwischen Akteuren der formalen und non-formalen Bildung wurde seitens der beiden verantwortlichen Ministerien in Japan (Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology/MEXT) und Deutschland (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend/BMFSFJ) die Durchführung des Studienprogramms zum Thema „Zusammenarbeit formaler und non-formaler Bildung“ vereinbart, das unmittelbar an die Fachaktivitäten im letzten Jahr zum selben Thema anknüpft.

Für den fachlichen Erfahrungsaustausch standen sowohl Informations- und Diskussionstreffen, Projektbesuche sowie Workshops zur Vertiefung des Themas in Tokio und in der Präfektur Nara auf dem Programm. Die Ergebnisse und Erfahrungen des Studienprogramms wurden am Ende des Aufenthaltes den beteiligten Ministerien und einem breiten Interessentenkreis in Zusammenarbeit mit der zeitgleich in Japan anwesenden Fachgruppe des JDZB in Tokio vorgestellt.

Die Definition bzw. Abgrenzung von Jugendarbeit, außerschulischer (Jugend-)Bildung und non-formaler Bildung zeigte sich als große Herausforderung im Austausch mit den japanischen Fachkräften. In der japanischen Diskussion leistet die (außerschulische) Jugendbildung (青少年教育), die eng mit schulischer Bildung des Bildungsministeriums MEXT verknüpft ist, einen wichtigen Beitrag. Darüber hinaus spielen neben der Erziehung in der Familie (家庭教育) im Sinne des lebenslangen Lernens (生涯教育) auch die gesellschaftliche Bildung (社会教育)  und gemeinwesenorientierte Bildung  (地域教育) eine zunehmend wichtige Rolle im Leben junger Menschen. Weitere außerschulische Angebote bieten die Einrichtungen der Jugendsozialarbeit des japanischen Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales.

Bildung findet in Japan in erster Linie im schulischen Kontext statt und ist charakterisiert durch einen ganzheitlichen Bildungsansatz. Non-formale Bildung bzw. (außerschulische) Jugendbildung ist strukturell an Schule gebunden bzw. durch die erlebnispädagogischen Programmangebote in den Bildungsstätten der National Institution for Youth Education (NIYE) stark institutionalisiert. Durch die Entsendung von Lehrkräften in außerschulische Einrichtungen bestehen enge personelle Verflechtungen zwischen Schule und außerschulischen Angeboten des japanischen Bildungsministeriums.

In der Jugendstrategie “Vision for Children and Young People” von 2010, die auf der Grundlage des nationalen Gesetzes „Act on Promotion of Development and Support of Children and Young People“ von 2009 formuliert wurde, ebenso wie im neuen Bildungsplan wird die intensivere Kooperation zwischen Schule und (außerschulischer) Jugendbildung sowie die stärkere Einbeziehung der „Community“ (Nachbarschaft) zur Förderung der gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gefordert.

Die Vergrößerung des Wirkungsbereiches von Schule durch eine Öffnung für Akteure des Sozialraum steht in der aktuellen japanischen Diskussion im Vordergrund. Außerschulische Bildungsangebote werden zunehmend in den schulischen Kontext einbezogen, u.a. auch um die Lehrkräfte zu entlasten. Ehrenamtliche aus der Nachbarschaft engagieren sich im Sinne der gemeinwesenorientierten Bildung bei Klubaktivitäten, im Projektunterricht und bei der Hausaufgabenbetreuung am Nachmittag in der Schule. NPOs sowie außerschulische Bildungskoordinatoren leisten einen wichtigen Beitrag, um die „Community“ mit der Schule zu vernetzen. Das Konzept von „Career Guidance“, das jedem jungen Menschen eine gute Grundlage für die Entwicklung der beruflichen und sozialen Eigenständigkeit mit auf den Weg geben möchte, gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Trotz der sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Strukturen, haben die deutschen Fachkräfte interessante Anregungen für die deutsche Diskussion mitgenommen:

Aus den Gesprächen mit den japanischen Kolleginnen und Kollegen wurden insbesondere die folgenden Herausforderungen aufgegriffen:

Das Reverseprogramm  für japanische Fachkräfte in Deutschland zum Thema „Zusammenarbeit von schulischer und non-formaler Bildung" vom 25.11. bis zum 08.12.2012 bietet eine gute Gelegenheit  die identifizierten Herausforderungen zu thematisieren und den Austausch weiter zu vertiefen.

Am 24. Mai fanden die ersten deutsch-japanischen Regierungsgespräche für 2012 statt. Die Absprachen für die Fachaktivitäten im Jahr 2013 inkl. Themenfestlegung werden anlässlich der  zweiten bilateralen Fachgespräche im Dezember 2012 in Bonn konkretisiert.

Vier junge Frauen schauen in die Kamera.
Über die Zusammenarbeit mit Japan

Seit 50 Jahren führt IJAB Fachkräfteprogramme mit Japan durch - eine Zusammenarbeit mit großer Kontinuität. Erfahren Sie mehr über diese Kooperation und wie Sie daran teilhaben können.

Ansprechpersonen
Claudia Mierzowski
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-109
Portrait Timo Herdejost
Timo Herdejost
Sachbearbeitung
Tel.: 0228 9506-130
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Jugend und Medien in Japan
Dokumentation des Deutsch-Japanischen Studienprogramms vom 25. Mai - 08. Juni 2019 in Japan
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