Kommune goes International

„Wiesbaden international“ – unsere Stadt lebt Weltoffenheit!

Warum sieht sich eine Kommune in der heutigen Zeit in der Pflicht, sich für Internationale Jugendarbeit einzusetzen? Die Landeshauptstadt Wiesbaden beantwortet diese Frage für sich in einem Grundsatztext. Die Devise lautet: Unsere Stadt lebt Weltoffenheit!

10.04.2018 / Carina Feuerriegel

Grundsatztext

Allenthalben wird gefordert, junge Menschen für das Leben in einer globalisierten Welt vorzubereiten. Nicht selten bleibt dabei unklar, was damit eigentlich gemeint ist: dass ‚die Welt‘ in Form von großen Migrationsbewegungen immer häufiger zu uns kommt? Dass unsere heutige Arbeit morgen möglicherweise ganz woanders erledigt wird? Dass - noch mehr als bislang – unsere Produktion und unser Konsum internationale Folgen haben? Jenseits aller Schwerpunktsetzungen und ideologischer Differenzen, die mit diesem Begriff verbunden sind, dürfte man sich aber letztlich darauf verständigen können, dass Offenheit für Neues sowie Sprachkompetenzen und interkulturelle Kompetenzen wichtige Bestandteile einer adäquaten Vorbereitung auf „die Globalisierung“ sein dürften. Die aktuell zunehmenden Zeichen von Europaskepsis/-kritik, Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus in Deutschland und anderen europäischen Ländern zeigen, dass Handlungsbedarf in dieser Richtung auch mit Blick auf den grundsätzlichen Zusammenhalt unserer Gesellschaft und Europas besteht: Offenheit mit Blick auf Neues, andere Menschen, Kulturen und Sprachen sind keine Selbstverständlichkeit und müssen als Grundhaltung durch die eigene Erfahrung sozialer Teilhabe erst entwickelt und gefördert werden.

„Unsere Stadt lebt Weltoffenheit!“ wurde vor diesem Hintergrund als oberstes Leitziel von „Wiesbaden international“ formuliert. Hier geht es nicht nur um global bestimmte ökonomische Zwänge, für die es die jungen Menschen vorzubereiten gilt; nein, es schwingt hier vielmehr der Anspruch mit, für eine Atmosphäre der Offenheit zur Welt in der Stadt sorgen zu wollen. Unter anderem geht es darum, durch die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Herkunftsländer und Herkunftskulturen sowohl im Alltag als auch in eigens hierfür initiierten Begegnungen stabile Begleitstrukturen zu schaffen, die Rassismus und Fremdenfeindlichkeit verhindern und – so vorhanden - auch abzubauen helfen. Hier möchte die Stadt Wiesbaden initiativ werden und eigene Schwerpunkte setzen, das Vorhaben formulieren, begleiten und fördern. Aber der Titel „Unsere Stadt lebt Weltoffenheit!“ macht klar, dass dies kein Projekt sein kann, das sich nur auf die Aktivitäten der Stadtverwaltung Wiesbaden beschränken kann, sondern möglichst die ganze Stadtgesellschaft, oder zumindest alle tragenden Akteure – wie z. B. Schulen, Betriebe, Religionsgemeinschaftenund Vereine - mitwirken sollten. Nur durch den Einsatz aller – also von „Staat“ und „Zivilgesellschaft“ - kann Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in der Breite begegnet werden!

„Internationale Erfahrungen für alle!“

(„Wiesbaden bietet allen Jugendlichen den Zugang zu einer begleiteten internationalen Erfahrung.“)

Seit einigen Jahren schon arbeitet das Sozialdezernat daran, das Thema „(Bildungs-)Teilhabe“ und damit auch die Lebenschancen herkunftsbenachteiligter Kinder und Jugendlicher in den Fokus der Stadtgesellschaft zu bringen. Es geht darum aufzuzeigen, dass in Wiesbaden – wie andernorts auch – Kindheit und Jugend je nach Herkunft sehr Unterschiedliches bedeutet und damit auch sehr unterschiedliche Entwicklungschancen verbunden sind. Die Unterschiede an Möglichkeiten und Chancen der Teilhabe beginnen im Alltag, zeigen sich aber auch bei Themen wie Feriengestaltung und internationalen Erfahrungen. So zeigte sich im Rahmen der Anfang 2017 durchgeführten Wiesbadener Jugendstudie, dass die Ferienaktivitäten in den Sommerferien eng mit der familiären Einkommenssituation der Jugendlichen gekoppelt sind. Da herkunftsbenachteiligte Jugendliche u. a. auch deutlich seltener das Gymnasium besuchen und damit tendenziell weniger Fremdsprachenkenntnisse erwerben und auch weniger Gelegenheiten zu schulisch organisierten internationalen Austauschen erhalten, besteht mit Blick auf diese Gruppe großer Handlungsbedarf. Dem versucht „Wiesbaden international“ mit insgesamt 20 verschiedenen Bausteinen zu begegnen. Herkunftsbenachteiligte Jugendliche sollen so – wie jetzt bereits sehr viele ihrer Altersgenossen aus besser gestellten Familien – die Chance erhalten,

- ihr Selbstbewusstsein zu verbessern,

- fremden Menschen gegenüber offener zu werden,

- positive Gefühle gegenüber einem anderen Land zu entwickeln,

- ihr Wissen über andere Kulturen zu verbessern,

- Hemmungen abzubauen, sich in einer Fremdsprache auszudrücken und diese dadurch besser zu beherrschen,

- Anstoß für weitere (internationale) Aktivitäten zu bekommen u. v. m.

Damit wird der Weg zum weltoffenen Wiesbaden ein Weg, der nicht nur der Mitte und dem oberen Ende der Stadtgesellschaft offen steht.


05.03.2018

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Ansprechperson
Roman Thieltges
Referent für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-111