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Internationale Netzwerke

Schöne neue Welt?

Künstliche Intelligenzen in der Jugendinformation

Vom 31. Mai bis zum 2. Juni fand das diesjährige europäische Netzwerktreffen der European Youth Information and Counselling Agency (ERYICA) auf Malta statt. Schwerpunktthema war unter anderem der zu erwartende Einfluss von künstlicher Intelligenz (KI) auf das Arbeitsfeld der Jugendinformationsdienste. IJAB war als deutscher ERYICA-Partner durch Daniel Poli vertreten, Robert Helm-Pleuger hat als Vertreter des europäischen Netzwerks Eurodesk teilgenommen.

15.06.2023 / Robert Helm-Pleuger

Sicher ist, dass sich die Jugendinformation auf einen Umbruch der Arbeitsrealitäten, ähnlich wie in den 90ern durch das Aufkommen der Internetinformation einstellen muss. Wie dieser Umbruch genau aussehen wird, können wir heute nur erahnen. Das Netzwerk wird sich in jedem Fall weiter mit dem Thema KI beschäftigen, um auf die zu erwartenden Veränderungen vorbereitet zu sein.

Prof. Alexiei Dingli von der Faculty of Information & Communication Technology an der Universität Malta erläuterte in seiner Keynote den über 50 Anwesenden die Potenziale und die Brisanz, die in den Weiterentwicklungen von künstlichen Intelligenzen für unsere Gesellschaft und unsere Arbeitsrealitäten liegen. Schon heute nutzen wir KI-Systeme eher unbewusst über digitale Applikationen wie in Suchfunktionen, Autokorrekturen, sozialen Netzwerken, Navigationssystemen, Reiseportalen oder Übersetzungsprogrammen. Spätestens seit ChatGPT ist der Einfluss auf die Arbeitsrealität der Jugendinformation spürbar und zwingt zu einer Neuorientierung in der Bereitstellung von Online-Informationen. Prof. Dingli beschrieb eindrücklich die Auswirkungen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Ein kurzer Test im Jugendinformationsbereich der Gesundheitsberatung für Jugendliche zeigte den Anwesenden auf, dass eine KI schon heute ähnliche Antworten liefern kann wie eine qualifizierte pädagogische Fachkraft. Wichtig ist hierbei herauszustellen, so Prof. Dingli, dass es sich bei KI nicht um ein einzelnes Technologiesystem handelt, sondern um viele Systeme, die uns in Zukunft in allen Lebensbereichen begleiten werden. Ob integriert in einen PKW oder in ein Textverarbeitungsprogramm, ob Teil einer Suchmaske oder einer Shoppingseite, zukünftig wird in allen Arbeitsbereichen die Schnittstelle zwischen KI und Mensch an Wichtigkeit zunehmen.

Für die Jugendinformation wird die Eingabe von Erstinformationen in Datenbanksysteme ein wichtiger Bestandteil der Arbeitsrealität werden, denn auch eine KI benötigt Informationen zur weiteren Verarbeitung. Außerdem wird die Relevanz der Interpretation der KI-Ergebnisse steigen und umfassende Medienkompetenz im Umgang mit KI-Systemen eine wichtige Bildungsvoraussetzung für die Zukunft sein. Für junge Menschen wird es eine Herausforderung werden, „hyperpersonalisierte“ KI-Ergebnisse auf ihren Wahrheitsgehalt, ihre Relevanz und/oder Vollständigkeit überprüfen zu können. Dabei wird der europäischen Jugendinformation eine Schlüsselrolle zukommen.

Die angeregte Diskussion unter den Teilnehmer*innen der Konferenz zeigte, wie elementar die Einflüsse von KI in den Arbeitsbereich eingeschätzt werden. Besonders dem angezeigten Bedarf an Weiterbildung und weitergehender externer Expertise wird sich das ERYICA-Netzwerk in Kooperation mit dem Eurodesk-Netzwerk in den kommenden Monaten widmen.

Fragen nach dem Umgang mit falschen Informationen, der Herkunft von angezeigten KI-Ergebnissen, die Frage nach Copyright oder der Beeinflussung von KI auf kreative Prozesse werden erst in Zukunft adäquat beantwortet werden können. Die europäische Jugendinformation wird sich dieser neuen Herausforderung stellen und junge Menschen zukünftig in der Nutzung von künstlichen Intelligenzen begleiten.

Internationale Netzwerke und Kooperationen

Die Kooperation in Netzwerken ist eine Chance für Innovation, fachlichen Austausch, konzeptionellen Diskurs und (Weiter-)Entwicklung von Jugendarbeit und Jugendpolitik.