Eine Frau steuert ein Computerspiel und lacht Eine Frau steuert ein Computerspiel und lacht
Beim Besuch der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW konnte auch die behindertengerechte Steuerung eines Computerspiels erprobt werden
Japan

Medienbildung mit Lebensweltbezug

Japanische Fachkräfte zu Gast in Köln

„Das mediale Umfeld junger Menschen“ ist seit mehreren Jahren Gegenstand des deutsch-japanischen Fachkräfteaustauschs. Im Frühjahr war eine deutsche Delegation in Japan unterwegs, im Herbst sind die japanischen Kolleg*innen in Deutschland zu Gast. Was erleben sie auf ihrer Reise, was interessiert sie? Ein Besuch bei der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW in Köln ermöglichte Einblicke.

07.11.2023 / Christian Herrmann

Kazunari Fujiwara ist gespannt. „Wir wollen uns über Medienbildung und Medienpolitik für Kinder und Jugendliche in Deutschland informieren. Uns interessieren verschiedene Beispiele und auch die Sicht auf das mediale Umfeld junger Menschen in Deutschland.“ Kazunari Fujiwara ist Direktor des National Chuo Youth Friendship Center, einer Freizeit- und Bildungseinrichtung mit Blick auf den Mount Fuji. Gemeinsam mit sechs weiteren Kolleg*innen ist er vom 29. Oktober bis zum 11. November als Delegationsleiter in Deutschland unterwegs. IJAB-Referentin Claudia Mierzowski hat für die japanischen Gruppe ein Programm in Köln, Fürth, Nürnberg und Berlin zusammengestellt und begleitet sie. Medien- und Jugendzentren mit medienpädagogischen Schwerpunkten werden besucht.

Am Morgen des 31. Oktober geht es zur Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW. Zur Überraschung der japanischen Gäste werden sie von Linda Scholz in fließendem Japanisch begrüßt. Und auch Mitarbeiterin Jessica Hackenbroch spricht Japanisch. „Als ich jünger war, war Anime schon ein großes Ding. Das hat mich fasziniert“, erzählt sie, „und in der Nachbarschaft gab es eine japanische Familie, bei der ich oft zu Gast war und bei der ich mich immer wohlgefühlt habe“. Die deutsch-japanischen Brücken sind offenbar häufiger, als man annehmen könnte.

Anspruchsvolle Projekte, die Spaß machen

Die Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW bietet jungen Menschen praktische Medienarbeit, die an ihrer Lebenswelt orientiert ist. Mit dem Computerprojekt Köln kam die Fachstelle ursprünglich aus der Gaming-Szene und der pädagogischen Beurteilung von Computer- und Videospielen. Dank der Landesförderung ist die Palette der Angebote inzwischen deutlich breiter geworden – und auch die damit verbundenen Fragestellungen. Linda Scholz stellt einige Projekte stellvertretend vor. Da sind zum Beispiel die „Hello World Festivals“, mit denen die Fachstelle in Jugendzentren in NRW unterwegs ist und in denen es um Technik, Robotik und Coding geht. Drohnen werden gebaut, ein Virtual-Reality-Escape-Room entwickelt und auch mit Künstlicher Intelligenz wird experimentiert. Bei „Gaming ohne Grenzen“ geht es um Inklusion. „17% der Gamer definieren sich als behindert und 10% benutzen spezielle Eingabegeräte“, erklärt Linda Scholz. „Wir benutzen Games, um Inklusion voranzubringen“, sagt sie. Mit „Krypto Kids“ wurde eine App entwickelt, in der es um Datenschutz geht. Das interaktive Spiel kommt in Jugendzentren und Schulen zum Einsatz.

Die Projekte sind anspruchsvoll und personalintensiv. Möglich sind sie nur durch einen großen Stamm von Honorarkräften und Praktikant*innen. „Sind aus Honorarkräften auch mal Hauptamtliche geworden?“, möchte eine japanische Teilnehmerin wissen. Jessica Hackenbroch bejaht, ihr ist es so ergangen. Die japanischen Gäste haben viele Fragen zu Kosten, Organisation und Bewerbung der Projekte. Die Fragen zur Technik lassen sich am besten live beantworten. Das Team von Linda Scholz hat einige Dinge zum Ausprobieren aufgebaut. Das Spiel „Krypto Kids“ kann getestet und behindertengerechte Eingabegeräte für Computerspiele erprobt werden. Mit Eyeball Tracking werden virtuelle Kugeln bewegt und im Innenhof können kleine Roboter dazu gebracht werden, Kugeln in ein Ziel zu werfen. Das sorgt für viel gute Laune und Gelächter.

Auch Delegationsleiter Kazunari Fujiwara hat Spaß. „Das war ein schöner Einblick in die pädagogische Praxis“, sagt er, „und sehr ertragreich, weil es so interaktiv war und wir vieles ausprobieren konnten“. Und dann geht es auch schon weiter zum nächsten Programmpunkt.

Die Dokumentation des deutsch-japanischen Studienprogramms 2023 in Japan zum Download
Ergebnisdokumentation des Deutsch-Japanischen Studienprogramms 2023 in Japan
Das mediale Umfeld junger Menschen: Herausforderungen und Lösungsansätze
INT 4.0 – Namensnennung CC BY 4.0
Dieses Werk ist lizenziert unter einer INT 4.0 – Namensnennung CC BY 4.0 Lizenz.
Vier junge Frauen schauen in die Kamera.
Über die Zusammenarbeit mit Japan

Seit 50 Jahren führt IJAB Fachkräfteprogramme mit Japan durch - eine Zusammenarbeit mit großer Kontinuität. Erfahren Sie mehr über diese Kooperation und wie Sie daran teilhaben können.

Ansprechpersonen
Claudia Mierzowski
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-109
Timo Herdejost
Sachbearbeitung
Tel.: 0228 9506-130
Publikationen zu Japan
Hintergrundinformationen
Jugend und Medien in Japan
Dokumentation des Deutsch-Japanischen Studienprogramms vom 25. Mai - 08. Juni 2019 in Japan
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