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Jahrestagung „Fachkräfte im Blick”

MOOC – Eine digitale Möglichkeit der Fachkräftequalifizierung

Tipps aus der Praxis

„Entscheidend für die Erstellung eines eigenen MOOCs ist eine gute Konzeption“, sagt unsere Autorin Ulrike Werner. Sie erklärt, wie ein MOOC (Massive Open Online Course) realisiert werden kann und welche Punkte dabei zu berücksichtigen sind. Dieser Praxisbeitrag ist Teil der IJAB-Broschüre zu digitalen Tools für die Praxis Internationaler Jugendarbeit und wird schon vor deren Veröffentlichung hier publiziert.

22.09.2020 / Ulrike Werner

„Massive Open Online Course“ – kurz MOOC – bedeutet „riesiger offener Onlinekurs“. Dahinter steckt die Idee, Qualifizierungsangebote niedrigschwellig für eine große Anzahl von Interessierten zu öffnen und damit Bildung stärker zu demokratisieren und zu globalisieren.

Ein virtueller Seminarraum auf einer Lernplattform bildet das Zentrum eines MOOCs. Gegliedert in Wochen bzw. Module finden sich hier kurze Lernvideos, Links und Materialien sowie ein Forum zum Austausch unter den Teilnehmenden und mit den Lehrenden. Zusätzlich kann es ein Quiz, ein begleitendes Arbeitsheft und kleine Aufgaben geben.

Für Einsteiger/-innen in die Internationale Jugendarbeit hat IJAB im letzten Jahr den sechswöchigen Pilot-MOOC „Internationale Begegnungen organisieren“ durchgeführt und durch eine Befragung ausgewertet.

Die meisten der über 200 Anmeldungen kamen aus Deutschland, viele auch aus Russland und der Ukraine, andere aus Tschechien, Algerien, Griechenland, Schweiz, Österreich, Nord-Mazedonien, Kirgistan, Belarus, Israel und Brasilien. Diese – für einen deutschsprachigen MOOC – überraschende Tatsache macht den großen Vorteil eines MOOC deutlich: die Unabhängigkeit von Ort und Zeit. Auch in der Befragung wurde besonders positiv bewertet, dass verschiedene Lernorte möglich waren, dass zeitlich flexibel und im eigenen Tempo gelernt werden konnte.

Spielerische Elemente kommen gut an

In der Einschätzung der verschiedenen MOOC-Elemente gab es klare Favoriten: Die Links und die Materialliste waren für 96,16% der Befragten „hilfreich“ oder „ganz besonders hilfreich“, die Videos für 76,93%, das Arbeitsheft für 60% und die Quizze für 57,69%. Als weniger hilfreich wurden die Aufgaben und das Forum angesehen. Es zeigte sich aber auch, dass gezielt die Elemente genutzt wurden, die den eigenen Interessen, Bedarfen und Lernstilen entsprachen.

Bezüglich der verschiedenen Lernstile waren weitere Rückmeldungen interessant. Mehrere Teilnehmende betonten als sehr positiv, dass wichtige Aspekte in den Videos durch schriftliche Einblendungen hervorgehoben wurden, einige hätten sich noch mehr Einblendungen gewünscht. Andere hätten als Ergänzung zu den Videos gerne die Skripte.

Die spielerischen Elemente passen gut zum non-formalen Charakter der Internationalen Jugendarbeit. Jede Lerneinheit kann mit einem Quiz abgeschlossen werden, das die wichtigsten Inhalte zusammenfasst und überprüft. Bei einem erfolgreichen Abschluss wurde ein „Badge“, ein virtuelles Abzeichen verliehen. Die Befragung bestätigte, dass die Quizze „die Menge an Informationen gut aufgelockert“ haben.

Die Konzeption ist wichtig

Entscheidend für die Erstellung eines eigenen MOOCs ist eine gute Konzeption. Der didaktische Aufbau sollte klar nachvollziehbar sein und sich auf wichtige Kernaspekte konzentrieren – genau wie bei Präsenz-Qualifizierungen. Anders ist bei MOOCs aber, dass die Themen in den Videos besonders prägnant und kurz vermittelt werden sollten. Außerdem müssen zusätzliche Elemente wie die Quizze mitbedacht und entwickelt werden.

Weniger vertraut ist vielen sicher der zweite wichtige Aspekt: die technische Umsetzung. Dies umfasst die Produktion der Videos aber auch die Wahl einer Lernplattform, die Gestaltung der Kursumgebung und das Einstellen der verschiedenen Inhalte. Hier empfiehlt es sich, externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Eine besondere Herausforderung ist das Schaffen einer guten Interaktion im Forum. Der Austausch der Teilnehmenden untereinander, das Weitergeben guter Tipps oder auch das Teilen und Überwinden von Befürchtungen sind ein wichtiger Bestandteil von Qualifizierungen. Es ist nicht einfach, dies auch in einem virtuellen Kurs zu ermöglichen. Daher kann die Begleitung durch die MOOC-Verantwortlichen gar nicht intensiv genug sein: als Ansprechpartner/-in bei Unklarheiten, aber auch zum Initiieren und Aufrechterhalten von Diskussionen im Forum. Dafür sollten von Anfang an entsprechende Ressourcen eingeplant werden.

INT 4.0 – Namensnennung CC BY 4.0
Dieses Werk ist lizenziert unter einer INT 4.0 – Namensnennung CC BY 4.0 Lizenz.
Eine Gruppe von Menschen steht in einem Raum und diskutiert.
Jahrestagung „Fachkräfte im Blick”

Die Jahrestagung „Fachkräfte im Blick” ist ein trägerübergreifendes Angebot von IJAB und JUGEND für Europa. Es zielt darauf, die Mobilität von Fachkräften zu stärken und einen Beitrag zur Kompetenzentwicklung dieser Berufsgruppe in Deutschland und Europa zu leisten.

Ansprechpartnerin
Kerstin Giebel
Koordinatorin
Qualifizierung und Weiterentwicklung der Internationalen Jugendarbeit
Tel.: Tel.: 0228 9506-223