Jahrestagung „Fachkräfte im Blick”

Virtuelle Workcamps – wie geht das?

Tipps aus der Praxis

Schon vor Veröffentlichung einer Broschüre zu digitalen Tools für die Praxis Internationaler Jugendarbeit publiziert IJAB einzelne Inhalte. Den Anfang macht der Praxisbeitrag von Christoph Meder zu virtuellen Workcamps. Sein Fazit: „Virtuelle Workcamps sollten eine sinnvolle Ergänzung des Angebots von Organisationen sein, können aber reelle Begegnung nicht ersetzen.“

17.09.2020 / Christoph Meder, IBG

Internationale Workcamps zeichnen sich als Kombination aus internationaler Begegnung und gemeinsamem Engagement durch drei Elemente aus: Eine bunt zusammengewürfelte internationale Gruppe, ein gemeinnütziges Arbeitsprojekt und eine An- und Einbindung in den Projektort. Eigentlich spricht vieles dafür, dass sich dies nur reell und nicht virtuell durchführen lässt.

Ende März 2020 stand IBG vor der Situation, dass die internationalen Workcamps der nächsten Wochen kurzfristig abgesagt werden mussten. Wir sahen uns in der Pflicht, zumindest virtuelle Möglichkeiten der Begegnung auch als Zeichen für internationale Solidarität und gegen nationale Abschottung zu bieten. Nach dem Prinzip „Learning by doing“ wurden rasch internationale Partner zur Mitarbeit gewonnen und erste virtuelle Camps entwickelt. Diese trafen sich mehrmals pro Woche online für zwei bis vier Stunden und hatten in der Regel „Workshopcharakter“, so wurde gemeinsam Gebärdensprache gelernt, es gab Home-Gardening-Projekte oder Kochworkshops. Ergänzt wurde dies durch gemeinsame Alltagsaktivitäten (Kochen, Yoga, chatten), moderiert und koordiniert von Ehrenamtlichen. Mehrere Hundert junge Menschen aus aller Welt nutzten die Angebote, die damit ein kurzfristiges Bedürfnis befriedigten. Auch wenn von Anfang an klar war, dass sich didaktisch-organisatorische Ansätze nicht 1:1 aus reellen internationalen Workcamps übernehmen lassen, wurden verschiedene praktische und konzeptionelle Schwierigkeiten rasch deutlich:

Praktische Herausforderungen

Konzeptionelle Herausforderungen

Internationale Begegnung und ein gemeinsames von- und miteinander Lernen lassen sich relativ einfach konzipieren, die Aspekte des gemeinnützigen Engagements und der Einbindung in eine lokale Community sind dagegen sehr herausfordernd. Zu beiden Aspekten gab es verschiedene Ansätze und Experimente.

Bewertung

Zwischen Mai und Juli 2020 haben insgesamt 1.138 junge Menschen aus 72 Ländern an 86 unterschiedlichen virtuellen Projekten teilgenommen, die von Organisationen auf der ganzen Welt organisiert wurden. 65% nahmen erstmals an einem virtuellen internationalen Projekt teil, 35% waren Wiederholungstäter/-innen. 94% der Teilnehmer/-innen würden nun gerne an einem reellen internationalen Workcamp teilnehmen. Diese Zahlen machen deutlich, dass es einen Bedarf an virtuellen internationalen Projekten gibt. Die hohe Zahl der beteiligten Länder verdeutlicht, dass verschiedene Barrieren (Reisekosten, Visa) damit umgangen werden. Alles spricht dafür, dass virtuelle Camps ein barrierearmer Zugang sein können, um neue Zielgruppen zu erreichen und junge Menschen an internationale Austauschprojekte heranzuführen.

Virtuelle Workcamps sollten damit eine sinnvolle Ergänzung des Angebots von Organisationen sein, können aber reelle Begegnung nicht ersetzen. Um das Format dauerhaft zu etablieren, liegt noch eine Menge konzeptioneller Arbeit vor uns. In kommenden Monaten sollen verstärkt Ansätze der Kombination von virtuellen Workcamps mit der Präsenz von reellen Moderator/-innen in den Projektorten erprobt werden. So könnten beispielsweise international gestaltete Elemente in Kinderferienaktivitäten eingebunden werden, die durch präsente Moderator/-innen mit den Kindern vorbereitet und zu einem echten Dialog entwickelt werden.

Mehr Informationen: ibg-workcamps.org/virtuelle-workcamps

Eine Gruppe von Menschen steht in einem Raum und diskutiert.
Jahrestagung „Fachkräfte im Blick”

Die Jahrestagung „Fachkräfte im Blick” ist ein trägerübergreifendes Angebot von IJAB und JUGEND für Europa. Es zielt darauf, die Mobilität von Fachkräften zu stärken und einen Beitrag zur Kompetenzentwicklung dieser Berufsgruppe in Deutschland und Europa zu leisten.

Ansprechpartnerin
Kerstin Giebel
Koordinatorin
Qualifizierung und Weiterentwicklung der Internationalen Jugendarbeit
Tel.: Tel.: 0228 9506-223