Jugend-Verbraucher-Dialog

„Lasst uns Lösungen finden, damit Probleme verschwinden ...“

Ideenreicher Abschluss des Jugend-Verbraucher-Dialogs

Über 80 Jugendliche kamen vom 29. September bis 2. Oktober 2023 zur Jugendverbraucher*innenwelt Berlin zusammen - viele von ihnen bereits Follower*innen des Kanals @jugend_verbraucher_dialog bei Instagram. Bei der Abschlussveranstaltung des IJAB-Projekts „Jugend-Verbraucher-Dialog“ tauschten sie sich intensiv zu wichtigen Verbraucher*innenschutz-Themen aus und stellten ihre Ideen anschließend bei einer Pressekonferenz im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) Frau Staatssekretärin Dr. Rohleder vor (Link zum Live-Stream im Text).

24.10.2023 / Annika Gehring

Am Anfang des Projektes „Jugend-Verbraucher-Dialog“ stand die Idee, dass jugendgerechter Verbraucher*innenschutz am besten funktioniert, wenn Verbraucher*innenschutz-Informationen zielgruppengerecht über die sozialen Medien direkt an junge Menschen gebracht werden. Basierend auf der Annahme, dass es – entgegen weitläufig verbreiteten Vorurteilen – sehr viele interessierte Jugendliche gibt, die über ihre Verbraucher*innenschutzrechte informiert sein wollen. Bisher fehlte es nur an einer passgenauen Ansprache und Streuung dieser Informationen. Diese Grundannahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderten Projekts bestätigten sich nach knapp 3 Jahren Projektlaufzeit und knapp 2.000 Follower*innen auf dem eigenen Instagram-Kanal bei dieser Abschlussveranstaltung des Projekts - der  Jugend-Verbraucher*innen-Welt Berlin.

Am ersten Tag gab es hier mit verschiedenen Kennenlernmethoden wie „Mega-Bingo“ oder dem „30 Fragen Spiel“ rund ums Thema Verbraucher*innenschutz einen sanften Einstieg in die Veranstaltung. Nachzügler*innen aus ganz Deutschland, die auf Schienen gestrandet waren, konnten bei der nächtlichen Stadtführung auf den neuesten Stand gebracht werden.

Wer war schon Opfer eines Datenlecks?

José M. Matas, ein Mitglied der Jugendredaktion des Jugend-Verbraucher-Dialogs, läutete mit einem Vortrag zu Live-Hacking am Samstag die inhaltliche Arbeit des Wochenendes ein. Während er die Teilnehmenden auf die Sicherheitsfallstricke im Internet aufmerksam machte, stellte sich durch die Seite https://haveibeenpwned.com/ heraus, dass gute 15% der Anwesenden bereits Opfer eines Datenlecks geworden sind. Auch so manche der inzwischen angereisten Workshop-Referent*innen guckten besorgt auf dieselbe Bestätigung.

In den darauffolgenden Workshop-Phasen wurde – sicherlich vor allem beim Thema „Gehackte Konten und Identitätsdiebstahl – Kann mir das auch passieren?“ – noch weiter über Datenlecks diskutiert. Aber auch in die anderen Workshops, mit Themen wie „Klimagesunde Ernährung“ oder „Greenwashing im Urlaub“, fanden die Teilnehmenden schnell in die inhaltliche Diskussion. Angeleitet von Referent*innen verschiedener Verbraucherzentralen und dem Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), tauschten sie sich zu Verbraucher*innenschutzthemen aus, die vor allem für ihre Zielgruppe von Relevanz sind.

„Lasst uns über Finanzen sprechen“

So entstanden im Workshop „Das schnelle Geld oder schnelle Pleite: Finanzberatung auf Social Media“ beispielsweise intensive und sehr transparente Diskussionen zur Notwendigkeit von elternunabhängigem BAföG oder der Aneignung von Finanzplanungskompetenzen.

Was ist der Jugend-Verbraucher-Dialog?

Ich finde es erschreckend, dass ich für denselben Job mehr [Geld] bekomme als meine Klassenkameraden.

Dina

Auch große Fragen, wie eine branchen- und betriebsübergreifend faire und transparente Bezahlung, wurden besprochen und dank der durch die Referentin vertraulich aufgebauten Atmosphäre konnten auch persönliche Themen angesprochen werden, ob man beispielsweise seinen Freunden von der eigenen Gehaltserhöhung erzählt, obwohl sie wissentlich wesentlich weniger verdienen.

Von Prototypen und Einkaufswagen

Gewappnet mit viel fachspezifischem Wissen und der Sensibilität für das breitgefächerte Themenfeld des jugendgerechten Verbraucher*innenschutzes begann für die 80 Teilnehmenden ein Design-Thinking-Prozess. Die Idee: Teilnehmende kommen als Vertreter*innen ihrer vorherigen Workshops in neuen Gruppen zusammen und erarbeiten in einem offenen Ideendiskurs gemeinsam sogenannte „Prototypen“ – greifbare Produkte und Ideen, die ein zuvor identifiziertes Problem für junge Verbraucher*innen lösen sollen.

Hiermit begann das Herzstück der Jugendverbraucher*innenwelt Berlin. Denn drei der am Ende des Design-Thinking-Prozesses neu erarbeiteten Prototypen sollten am Montag bei der Pressekonferenz im BMUV Frau Staatssekretärin Dr. Rohleder vorgestellt werden.

Gebrieft durch das Moderationsduo Janne Ratschinski  und Marvin Müller und angeleitet durch ihre Peer-Moderator*innen entstanden in den kommenden Stunden und Tagen Prototypen, die man sich in ein paar Jahren durchaus im Einsatz vorstellen kann:

Wie kreativ so ein Design-Thinking-Prozess sein kann, zeigte sich in der Generalprobe auch bei einem Teilnehmenden, der mit seinem aus den gewonnenen Impressionen erstellten Rap die kurze Umbauphase überbrückte:

Lasst uns Lösungen finden, sodass Probleme verschwinden.
Einen Chatbot erstellen, und schlagen die Wellen.
Eine Plattform zum Tauschen, über das Thema plauschen.
Zusammen diskutieren und uns gegenseitig respektieren.
Verschiedene Bubbles ansprechen, das Schweigen brechen.
Marktangebote vergleichen, für Nachhaltigkeit setzen wir das Zeichen. Das wollen wir erreichen.

Kumaran

Der Politik ganz nah

Der Rap fand bei allen Teilnehmenden so viel Zustimmung, dass er am 2. Oktober im BMUV auch Frau Staatssekretärin Dr. Rohleder und allen anwesenden Podiumsteilnehmenden und somit auch im öffentlichen Livestream vorgetragen wurde.

Und auch die demokratisch ausgewählten drei Gewinner-Prototypen wurden allen im BMUV und dank des Livestreams am Bildschirm anwesenden Zuschauer*innen vorgestellt: So gaben die Teilnehmenden des Wochenendes den politischen Vertreter*innen die Ideen mit, auch für Elektronikprodukte Siegel einzuführen, die über die Herkunft der Ressourcen und die Verarbeitungsschritte informieren. Diese Idee kam besonders gut an bei Dr. Vera Fricke, Leiterin des Bildungsteams der VZBV, die als Podiumsgast besonders die Rolle der Zielgruppe “Junge Menschen” für den Verbraucher*innenschutz hervorhob.

Eine weitere Idee bestand darin, eine App im Supermarkt einzuführen, die Konsument*innen über Veränderungen in Größe, Preis und Zusammensetzung ihrer Produkte informiert. Auch eine Animationsserie, die alle Altersgruppen zu Themen der „Cybersecurity“ sensibilisieren und aufklären soll, empfanden die Teilnehmenden als einen wichtigen Schritt, um Verbraucher*innenschutz noch zugänglicher und jugendgerechter zu machen.

Manche machten noch ein Selfie, andere fragten nach dem Lieferkettengesetz – Frau Rohleder nahm sich extra mehr Zeit, um allen engagierten Teilnehmenden mit Nachfragen eine Möglichkeit zum Austausch zu geben.

Wann hat man schon mal die Gelegenheit, ein Bundesministerium von innen zu sehen?

Viktoria

Auch die anschließende Hausführung durch das BMUV beeindruckte viele Teilnehmende schwer und bestärkte sie in ihrem politischen Engagement. So wurde mit dem Ende der Jugendverbraucher*innenwelt Berlin der Eindruck bestätigt, dass das Projekt „Jugend-Verbraucher-Dialog“ nachhaltig einen Weg für mehr jugendgerechten Verbraucher*innenschutz geebnet hat. Aus dem, was von den Teilnehmenden in ihren so engagierten Diskussionen zu hören war, wächst die Vorfreude auf die weiteren Ideen, mit denen sie dieses Themenfeld zukünftig bereichern werden.

Über den JUGEND-VERBRAUCHER-DIALOG

Wie kann moderne jugendgerechte Verbraucherinformation aussehen? Bei dieser Frage setzt der „Jugend-Verbraucher-Dialog“ an und beteiligt Jugendliche an der Entwicklung.

Eine junge Frau spricht in ein Megafon, andere hören ihr zu.
Über Jugendbeteiligung

Jugendliche sollen ihre Meinung äußern und bei politischen oder gesellschaftlichen Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen, mitbestimmen dürfen.

Ansprechpersonen
Kira Schmahl-Rempel
Projektreferentin
Portal der Kinder- und Jugendhilfe / Monitoring
Tel.: 0228 9506-104
Till Veerbeck-Stroetmann
Projektreferent Eurodesk
Tel.: 0228 9506-158