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Mitgliederversammlung

Mitgliederversammlung der anderen Art

Profilentwicklungsprozess schreitet voran

Wofür steht IJAB? Verein und Geschäftsstelle befinden sich mitten in einem Profilentwicklungsprozess, der Aufgaben und Außenwirkung der Fachstelle schärfen soll. Nach Vorstand, Bundesjugendministerium und Mitarbeiter*innen waren es am 19. Juni die Mitglieder, die hierzu diskutierten.

22.06.2023 / Christian Herrmann

Wer einmal versucht hat zu erklären, wofür IJAB steht, weiß, wie schwer das ist. Im Verlauf seiner Historie sind IJAB immer mehr Aufgaben zugewachsen, die prägnante Erklärungen weiter erschwert haben. Oft entsteht der Eindruck eines Sammelsuriums von Projekten und Tätigkeiten, die ein klares Organisationsprofil verwässern.

Im vergangenen Jahr ist daher vom IJAB-Vorstand ein Profilentwicklungsprozess angestoßen worden, der nun vorangetrieben wird. Gemeinsam mit der Agentur p4d, die den gesamten Prozess moderiert, wurde ein Fahrplan entwickelt, der den Klärungsprozess für das Jahr 2023 strukturiert und zum Abschluss bringen soll. Alle Stakeholder sollen dabei an Bord geholt werden. Nach Vorstand, Bundesjugendministerium und Mitarbeiter*innen hatten am 19. Juni die Mitgliedsorganisationen des Vereins die Gelegenheit, ihre Interessen einzubringen. Es war also keine der üblichen Mitgliederversammlungen, sondern eine Mischung aus inhaltlichen Inputs und Workshops, in denen engagiert diskutiert wurde. Der IJAB-Vorsitzende Rolf Witte nannte sie eine „Mitgliederversammlung der anderen Art“ – und das kam gut an.

Der Mitgliederversammlung war eine Online-Befragung der Mitgliedsorganisationen vorausgegangen. Gemeinsam mit den Ergebnissen aus den Workshops der anderen Stakeholder setzte sie den Rahmen für die Diskussion. Die Ergebnisse aus den Workshops der Stakeholder hatten sich als überraschend homogen erwiesen. Vorstand, Ministerium und Mitarbeiter*innen bewerten Stärken und Schwächen von IJAB sehr ähnlich. Die Qualität der Arbeit der Geschäftsstelle wird durchweg geschätzt und als kompetent beurteilt. Aktuelle Themen werden aufgegriffen und bearbeitet. Die Vernetzung im Arbeitsfeld, die IJAB und seine Projekte ermöglichen, wird als wichtig für die eigene Arbeit betrachtet. Aber auch die Schwächen wurden deutlich. Die Vielfalt der Projekte erweckt den Eindruck eines Gemischtwarenladens. Die Aufgaben ohne unmittelbaren Bezug zum Arbeitsfeld Internationale Jugendarbeit haben zugenommen. Eine zu starke Steuerung durch das Bundesjugendministerium wird kritisch gesehen. Oft sind Beteiligungsmöglichkeiten nicht bekannt.

Vielfältige Stakeholder, unterschiedliche Interessen, gemeinsame Erwartungen

Die Mitgliederbefragung war zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Für die Diskussion wurden die Fragenbereiche aufgegriffen, in der eine Kluft zwischen den Bedürfnissen der Mitglieder und deren Bewertung der Arbeit von IJAB sichtbar wurde. Daraus ergaben sich vier Dialogforen zu „IJAB als Interessenvertretung der Internationalen Jugendarbeit“, „IJAB als Plattform für Vernetzung und Austausch“, „Beteiligungsprozesse für Mitglieder bei der Ausgestaltung der Arbeit der Geschäftsstelle“ und die „Definition der Daueraufgaben von IJAB“.

In den Dialogforen wurde deutlich, wie vielfältig das Spektrum der Mitgliedsorganisationen ist. Für einige sind Austausch und Begegnung junger Menschen Kerngeschäft. Andere sind spezialisierte Organisationen, die internationale Arbeit als Methode einsetzen. Gerade für große Dachverbände ist Internationale Jugendarbeit ein Segment neben anderen. Entsprechend unterschiedlich fällt der Blick der Mitglieder auf die Arbeit von IJAB aus und auch ihre Bereitschaft, diese Arbeit aktiv mitzugestalten. Dennoch ergeben sich Schnittmengen. So werden zum Beispiel mehr Fachtage und Foren gewünscht, in denen aktuelle Themen aufgegriffen werden und in denen ein Beitrag zur Meinungsbildung geleistet wird. In der Außendarstellung von IJAB soll sichtbarer werden, dass es die Mitglieder sind, die hinter IJAB stehen und ihren Beitrag zu den Projekten leisten. Die bisherigen Beteiligungsprozesse zur Entwicklung von Projekten werden positiv beurteilt, sollen aber stärker an ihrem Nutzen für die Mitgliedsorganisationen ausgerichtet werden. IJAB soll sich auf Kernaufgaben konzentrieren – beispielsweise internationale Kooperationen, Monitoring und Wissenstransfer oder Beratung und Qualifizierung.

Bereits zu Beginn der Mitgliederversammlung hatte der Direktor der Geschäftsstelle, Daniel Poli, versucht, die vielfältigen Erwartungen und Blickwinkel der Stakeholder in einem Bild zusammenzufassen – die Ergebnisse der Mitgliederversammlung reihen sich gut in dieses Bild ein. Transnationalität und Bundeszentralität sind die Leitplanken, entlang derer sich die Arbeit von IJAB entwickelt. Innerhalb dieses Rahmens ist IJAB Plattform für Vernetzung und Austausch, Agentur für Projekte – beispielsweise im Auftrag des Bundesjugendministeriums – und Fachstelle, die Wissen für die Akteure der Internationalen Jugendarbeit vorhält und verfügbar macht.

Der Profilentwicklungsprozess wird weitergehen. Bisher ist er eine Diskussion. Am Ende werden aber konkrete Beschlüsse der Mitgliederversammlung stehen und um Formulierungen gerungen werden. In der abschließenden Feedbackrunde fielen zwei Adjektive am häufigsten: optimistisch und mutig.

INT 4.0 – Namensnennung CC BY 4.0
Dieses Werk ist lizenziert unter einer INT 4.0 – Namensnennung CC BY 4.0 Lizenz.
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