Kleiderbügel an einer Kleiderstange. Kleiderbügel an einer Kleiderstange.
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Glaubenspraxis

Kleidung

Im Christentum

Kleidungsregeln

Eine Kleiderordnung für den Alltag gibt es im Christentum nicht.

Für die Kleiderordnung beim Besuch eines Gotteshauses siehe das Kapitel "Gebete und Gotteshäuser".

Im Islam

Kleidungsregeln

Für viele Koranverse, die Bekleidungsvorschriften enthalten, gibt es sehr unterschiedliche Sichtweisen. Dies bezieht sich auf ihre Interpretierbarkeit und auf den Hintergrund ihrer Herabsendung. 

So gibt es einen historischen Hintergrund für den Vers 33:59:

„Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen ihre Übergewänder über sich ziehen. So ist es am ehesten gewährleistet, dass sie (dann) erkannt und nicht belästigt werden. Und Allah ist Allverzeihend, Barmherzig.“

Dieser Vers wird von einigen Gruppierungen so interpretiert, dass er den Frauen ein Stück Freiraum verschaffen sollte. Sie konnten nämlich so bekleidet ohne männliche Begleitung das Haus verlassen, ohne sich Repressalien ausgesetzt zu sehen. Diesen Schutz der Frau, den die Verhüllung damals bewirkte, sehen diese Gruppierungen heute nicht mehr gewährleistet. Daher betrachten sie das Tragen eines Tuches oder Überwurfes nicht mehr als notwendig, zumal im Koran auf das Unterlassen keine Sanktion genannt wird.

Die Mehrzahl der Musliminnen und Muslime betrachtet das Tragen des Kopftuches (arabisch: hidschab, türkisch: türban) jedoch als unabdingbare Notwendigkeit, da sie darin ein koranisches Gebot sehen.

In der Frage des Kopftuchs ist in jedem Fall das Selbstverständnis der einzelnen Frau zu respektieren. Eine Muslimin sollte sich frei entscheiden können, ob sie ein Tuch tragen möchte oder nicht. Keine der Entscheidungen sollte in irgendeiner Weise zu Diskriminierung führen. 

Leider sieht die Realität oftmals anders aus. Von der nicht-muslimischen Öffentlichkeit bekommen kopftuchtragende Frauen nicht selten erklärt, warum sie das Tuch tragen, zum Beispiel als „politisches Symbol“ oder als „freiwilliges Zeichen des Unterdrücktseins“. Diese Zuschreibungen von außen wirken sehr verletzend. Ebenso verletzend ist es für Frauen, die das Tuch nicht tragen, wenn ihnen von muslimischer Seite signalisiert wird, dass sie die schlechteren Musliminnen seien oder ihnen sogar das Muslim-Sein abgesprochen wird. Damit erreicht das Tuch einen moralisierenden Wert, den der Koran nicht hineingelegt hat: Die entscheidende Passage in dem oben zitierten Vers ist das Resümee: „....damit sie nicht belästigt werden“.

Sowohl die nicht-muslimische Gesellschaft als auch die muslimische Gemeinschaft selbst können sowohl ihre demokratische Grundhaltung als auch ihre Treue zum Koran eigentlich nur dadurch ausdrücken, dass sie das religiöse Selbstverständnis der Frauen und ihre Entscheidung für oder gegen ein Kopftuch respektieren.

Grundsätzlich gilt bei den meisten Muslimen eine Mindestbedeckung für Männer und Frauen als Konsens. Bei Männern handelt es sich dabei um die Partie vom Bauchnabel bis unterhalb des Knies. Bei Frauen ist die Bedeckung bis zu den Handgelenken und bis zu den Knöcheln gemeint. Bei vielen gilt auch das Haupthaar als zu bedeckender Teil des Körpers. Diese Art der Bedeckung sehen die meisten mit dem Beginn der Pubertät für Männer und Frauen als verpflichtend an.

Jedoch gilt schon für Kinder im Elementar- und Primarstufenbereich Nacktheit als eine private Schamzone.

Im Judentum

Kleidungsregeln

Die Kleidungsbräuche von Jüdinnen und Juden unterscheiden sich erheblich. Bei manchen jüdischen Gruppierungen lassen sich die Kleidervorschriften auf Interpretationen des Bibeltextes und auf talmudische Vorschriften zurückführen. Bei anderen wiederum kommen historische Kleidungsbräuche zum Tragen. Die meisten Jüdinnen und Juden sind jedoch anhand ihrer Kleidung nicht als jüdisch erkennbar.

Vor allem im orthodoxen Spektrum finden sich viele Kleidungsvorschriften. Männer tragen hier meist lange Hosen, Hemden, die zumindest bis zu den Ellenbogen reichen und eine Kopfbedeckung. Alle orthodoxen und die meisten konservativen Männer tragen ihre Kopfbedeckung ständig. Reformjuden tragen die Kippa nur im religiösen Lebensbereich. Orthodoxe Männer rasieren ihr Barthaar in der Regel nicht. In manchen orthodoxen Kreisen ist es zudem üblich, das Haar an den Schläfen (Pe´ot; Schläfenlocken) wachsen zu lassen. Beides geht auf Bestimmungen der Tora zurück. Orthodoxe Juden und auch viele Konservative tragen unter dem Hemd Zizit (Schaufäden), auch genannt Arba Kanfot (Vier Ecken). Dies ist ein viereckiges Obergewand mit vier besonders geknüpften Fadenbündeln. Die Zizit dienen als Erinnerung an die Mizwot, die göttlichen Gebote.

Orthodoxen Kleidungsvorschriften zufolge tragen Mädchen und Frauen Röcke, die zumindest über das Knie reichen und Oberteile, die die Ellbogen bedecken. In manchen orthodoxen Kreisen ist das Bedecken des Kopfhaars von verheirateten Frauen üblich. Dies geschieht in der Regel mittels eines Huts oder eines Kopftuchs. Manche Frauen bevorzugen eine Perücke.

Anlässlich des Schabbats und der Feiertage ist das Tragen einer besonderen, dem festlichen Charakter des Tages angemessenen Kleidung verbreitet.

Viele religiöse Jüdinnen und Juden beachten das Gebot von Scha´atnes und tragen keine Kleider, die aus einem Gemisch von Wolle und Leinen hergestellt sind.

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