Sonderprogramme und akademische Vorbereitung
Jugendliche in den USA können oft die verschiedenen akademischen und außerschulischen Interessen nachgehen.
Anders als in vielen Schulsystemen in Europa müssen Schüler*innen, die ein College besuchen wollen, sich nicht schon davor für ein konkretes Fach entscheiden, sondern können schon in der High School sowie zu Beginn ihres Studiums zunächst unterschiedliche Disziplinen kennenlernen und ausprobieren. Dies verringert den Druck auf junge Menschen, schon früh konkret wissen zu müssen, welchen beruflichen Weg sie später einschlagen möchten. Auf dem College haben Jugendliche bis zum zweiten Jahr Zeit, ihr Hauptfach festzulegen und können dann unterschiedliche Kurse belegen, um zu schauen, in welche Richtung sie sich spezialisieren möchten. Dies gibt jungen Menschen einen gewissen Spielraum, verschiedene Optionen zu entdecken und so den eigenen beruflichen Weg zu finden.
In einer sich ständig verändernden, immer komplexeren Welt erscheint es wichtiger denn je, dass junge Menschen Wissen und die Fähigkeiten an die Hand bekommen, die es ihnen ermöglichen, Probleme zu lösen und wissenschaftlich zu arbeiten. Die Politik reagierte mit dem Fokus auf STEM-Bildung auf eben jene gestiegenen Anforderungen der dynamischen, sich immer weiter entwickelnden Arbeitswelt der Zukunft. STEM umfasst Disziplinen aus Wissenschaft, Technologie, Ingenieurswesen, Mathematik und Informatik und ist vergleichbar mit den in Deutschland bekannten MINT-Disziplinen.
Vocational-Technical Schools oder vo-tech sind eine Art in die High School integrierte Berufsschule. Traditionell zielen sie darauf ab, Jugendliche mit grundlegenden Fähigkeiten für den Berufseinstieg sowie auf spezielle Berufe vorzubereiten. In den letzten Jahren haben sich die Ziele der beruflichen Bildung ausgeweitet und fokussieren sich nun mehr auf die Berufsvorbereitung, auf fachliche Weiterbildung und Aufstieg sowie auf die Vorbereitung für weiterführende Aus- und Fortbildung. Zunehmend werden Lehrkräfte aufgefordert, akademische und berufliche Bildung miteinander zu verknüpfen. Die meisten Schüler*innen öffentlicher High Schools nehmen an dieser Berufsvorbereitung teil. Im Laufe ihrer Schulzeit haben fast alle Absolvent*innen öffentlicher High Schools (97 %) mindestens einen berufsbildenden Kurs belegt und 87 % mindestens einen berufsspezifischen Kurs abgeschlossen. Mit dem Anwachsen der Hochschulbildung in den Vereinigten Staaten und der bestehenden Besorgnis, dass einkommensschwache BIPoC-Jugendliche auf diesem Weg gerade in nicht-akademische Programme gelotst werden sollen, sind diese Quoten jedoch gesunken.
Das Advanced Placement-Programm ermöglicht es Schüler*innen, schon auf der High School Kurse auf College-Niveau zu belegen und so im Vorfeld Credit Points und/oder eine vorgezogene Zulassung zur Hochschule in den USA und im Ausland zu erlangen. Durch den Erwerb von College Credits in der Schule können Jugendliche im College Kurse überspringen und so Zeit und Geld sparen. Ähnlich können Schüler*innen durch Dual Enrollment (Doppelte Einschreibung) High School und Hochschule gleichzeitig zu besuchen, um einführende College Credits zu sammeln. Diese Programme ermöglichen es zwar, das zukünftige Studienpensum zu reduzieren, sind aber häufig nur Personen zugängig, die höheren sozioökonomischen Schichten angehören.
Jugendliche, die Englisch nicht als Muttersprache sprechen, werden als English Language Learners (ELLS oder ESL – English as a Second Language) bezeichnet. 2021 sind etwa 5 Millionen Schüler*innen in öffentlichen Schulen in den USA in diese Kategorie gefallen. Sie haben die Möglichkeit, an Sprachförderprogrammen teilzunehmen, um die erforderlichen Englischkenntnisse erwerben und gleichzeitig die Unterrichtsinhalte und schulischen Anforderungen bewältigen zu können. Die Programme sollen die jungen Menschen auch dabei unterstützen, sich leichter in die amerikanische Gesellschaft integrieren zu können, was ebenfalls zu einem höheren Bildungserfolg beiträgt.
